Die Verkehrserzeugung erfolgt in der Regel sowohl für den Ist-Zustand als auch für einen in der Zukunft liegenden Prognosezustand. Das VWI-Verkehrsmodell arbeitet dabei nach
dem Konzept der verhaltensähnlichen Gruppen und ist im Rahmen des vom Land Baden-Württemberg geförderten Projektes WUMS (Wege zu einer umweltfreundlichen Mobilität in der Region
Stuttgart) entstanden. In den Folgejahren wurde es in weiteren Projekten weiterentwickelt und modifiziert (z. B. im Bundesprojekt MOBILIST). Im Modell werden allen Personen je
nach Alter und Geschlecht verschiedene Verhaltensweisen in verschiedener Wahrscheinlichkeit zugeordnet. Die den einzelnen Verkehrsteilnehmern zuzuordnenden Aktivitäten sind
Arbeiten, Einkaufen, Freizeit, Schule, Hochschule und Wohnen, wobei zu beachten ist, dass jede Aktivitätenkette mit Wohnen beginnt und auch wieder dort endet.
Die Strukturdaten gehen entsprechend der durchführbaren Aktivitäten in das Verkehrsmodell ein und sind demgemäß gegliedert in Bevölkerungsdaten (nach Geschlecht und Alter),
Arbeitsplatzdaten (gesamt, im Einzelhandel und Gastgewerbe), Verkaufsfläche, Daten über Schulen und Hochschulen sowie weitere Daten zur Erzeugung des Freizeitverkehrs (neben den
Daten zur Beschäftigung im Gastgewerbe sind dies insbesondere Sportplätze, Turnhallen, Schwimmbäder und besondere Freizeiteinrichtungen und Tourismuspunkte).
Die erzeugten Aktivitätenketten werden auf Fahrten verteilt, indem sie entsprechend der Durchführbarkeit der einzelnen Aktivitäten (Attraktivität einer Zelle, für einen
bestimmten Zweck „besucht“ zu werden) und des Widerstandes, der zur Durchführung der Aktivität zu überwinden ist, zu Fahrtverknüpfungen zwischen zwei Zellen verbunden werden.
Das Verkehrsmodell wird anhand der vorliegenden Zähldaten für den Istzustand kalibriert, so dass eine hohe Übereinstimmung mit der Wirklichkeit erreicht wird.
Anschließend wird das so ermittelte Quell- bzw. Ziel-Verkehrsaufkommen auf die Quell-Ziel-Beziehungen verteilt. Dies ist die Aufgabe der Verkehrsverteilung. Sie ermittelt
die Verkehrsverflechtungen auf Grund der Angaben über Quellverkehr und Zielverkehr für alle Raumeinheiten zu allen anderen, ggfs. auch der eigenen.
Die erzeugten und verteilten Fahrten werden danach für jede Quell-Ziel-Beziehung durch ein Unterprogramm auf die verschiedenen Verkehrsträger aufgeteilt. Das Verfahren als
auch das Ergebnis werden häufig als Modal Split bezeichnet. Der Detaillierungsgrad der Aufteilung richtet sich nach der Zielstellung der Untersuchung, erfolgt aber üblicherweise
nur bimodal (IV und ÖV). Mittels des Unterprogramms kann auch berechnet werden, wie sich der Modal Split durch betriebliche oder infrastrukturelle Maßnahmen (z. B. Taktverdichtung
oder neue Strecke) verändert. Das dabei zum Einsatz kommende Berechnungsverfahren entspricht den Vorgaben der Standardisierten Bewertung, so dass die Ergebnisse für entsprechende
Bewertungen genutzt werden können.
Als letzter Schritt erfolgt die verkehrsträgerspezifische Aufteilung der Quell-Ziel-Verkehre auf konkrete Routen. Eine Route ist dabei ein aus Strecken und Knoten
zusammengesetzter Fahrweg zwischen zwei Verkehrszellen. Dazu werden zunächst alle plausiblen Routen zwischen Quelle und Ziel sowie ihre Widerstände bestimmt, danach erfolgt
die Nachbildung des Wahlverhaltens der Verkehrsteilnehmer und die Umlegung der Fahrten auf konkrete Routen. Entscheidend für die Routenwahl sind dabei u. a. die Fahrzeit,
die Weglänge und die Fahrtkosten.
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