Professor Dr.-Ing. Walther Lambert

Direktor des VWI von 1955 bis 1975

Werdegang

Walther Lambert wurde am 30. Juni 1908 in Ludwigsburg geboren. Er studierte Bauingenieurwesen an der TH Stuttgart und wurde 1936 in den Dienst der Deutschen Reichsbahn übernommen. In den Jahren 1936 bis 1938 und nochmals 1948 bis 1950 war er wissenschaftlicher Assistent bei Carl Pirath. Ab 1938 war Lambert Vorstand des bedeutenden und in der Kriegszeit besonders schwierigen Betriebsamts Aachen und Betriebsdezernent der Reichsbahndirektion Köln. Von 1951 bis zum Ruf an seine alte Hochschule als Nachfolger Piraths war Lambert Planungsdezernent an der Bundesbahndirektion Stuttgart mit dem wichtigsten Projekt der S-Bahn Stuttgart. Die Arbeit am Projekt S-Bahn Stuttgart hat das Wirken Lamberts an der Hochschule und als Direktor des VWI stark beeinflusst. Unmittelbare Folge war zuvor seine Dissertation „Die vertikale Auflockerung des Großstadtverkehrs – ein Raum- und Kostenproblem der schienengebundenen Verkehrsmittel“.

In der Arbeit des Instituts lag immer ein Schwergewicht beim Öffentlichen Personennahverkehr in Ballungsräumen. So lautete auch das Thema seines Vortrages in seiner ersten Kuratoriumssitzung als Direktor des Instituts 1955 „Die Verkehrsverbesserungen im öffentlichen großstädtischen Verkehr und ihre Wirtschaftlichkeit, erläutert am Beispiel Stuttgart“. Er plädierte in diesem richtungsweisenden Vortrag für eine Entflechtung der sich gegenseitig behindernden verschiedenen Verkehrsarten durch horizontale Auflockerung – sprich besondere Bahnkörper – und vertikale Auflockerung – sprich Tief- oder Hochbahnen. In eingehenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen zeigt er auf, dass die Rohbaukosten für die Tunnel von Straßenbahn und S-Bahn nicht erwirtschaftet werden können, wenn die bestehenden Tarife im Grundsatz beibehalten werden sollen und rechtfertigte seine Forderung nach Übernahme der Rohbaukosten durch die Öffentliche Hand mit den bedeutenden Erleichterungen, die sich daraus für das gesamte Verkehrsleben der Stadt ergeben.

In diesem Sinne wurden denn auch bis heute, nicht nur in Stuttgart, zahlreiche Nahverkehrsvorhaben, vor allem S-Bahnen, U-Bahnen und Stadtbahnen, in Angriff genommen und finanziert.

1966 greift Lambert mit dem Institut das bis heute unvermindert aktuelle Thema Park and Ride auf und erarbeitet in einem Großversuch der DB im Großraum Stuttgart die Elemente des Park-and-Ride-Systems aus der Sicht der Berufspendler. Später wendet sich Lambert mit dem Institut der Anbindung von Flughäfen an S- und U-Bahn-Netze zu und gibt den Entscheidungsgremien wichtige Hilfen für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit künftiger Flughafenbahnen.

Weitere Forschungsarbeiten im großen Arbeitsfeld des VWI galten u.a. dem Ausbau des Hochrheins zur Großschifffahrtsstraße, der Postgutbeförderung in Großstädten, den Auswirkungen der Raffinerien Süddeutschlands auf die Transportabwicklung sowie den Reisezeiten für Fernreisen mit Flugzeug, Eisenbahn und Pkw.

Der Tradition des Instituts folgend kam auch der Luftverkehr zu seinem Recht. 1957 schloss Lambert die Untersuchungen über den Hubschrauberverkehr ab, die sein Vorgänger nicht mehr vollenden konnte. Weitere Themen waren der Regionalluftverkehr und die Verkehrslandeplätze in Baden-Württemberg.

Die Forschungsergebnisse des Instituts wurden in 11 Forschungsheften veröffentlicht.

1975 übergab Lambert das Amt als Direktor des Instituts an seinen Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Universität Stuttgart Gerhard Heimerl. Er blieb dem Kuratorium als gewähltes Mitglied verbunden.

Lambert starb am 15. Februar 1987.

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