Werdegang
Gerhard Heimerl wurde am 16. Oktober 1933 in der Nähe von Marienbad geboren und studierte Bauingenieurwesen an der TH München. 1958 trat er in den Dienst der
Deutschen Bundesbahn. 1961 kam er erstmals an die TH Stuttgart als Lehrstuhl- und Rektoratsassistent bei Professor Lambert. Nach Tätigkeiten im Bereich der Bundesbahndirektionen Stuttgart,
Augsburg, Nürnberg, beim Bundesverkehrsministerium in Bonn sowie bei der Bundesbahnzentrale in Frankfurt, von wo aus er auch in der UIC in Paris mitarbeitete, wurde er 1973 an die Universität
Stuttgart berufen. 1975 folgte er Professor Lambert auch als Direktor des Verkehrswissenschaftlichen Instituts.
Dieser Berufsweg zwischen Wissenschaft und Praxis hat die Arbeit Heimerls mit seinem Institut geprägt; dazu fühlte er sich der Tradition des Instituts verpflichtet,
dessen wissenschaftliches Tätigkeitsfeld immer in besonderer Weise Technik und Ökonomie verknüpfte.
Schwerpunkt der Institutsarbeit blieb der öffentliche Personennahverkehr gemeinsam mit der Verkehrswirtschaft in Form von betriebs- und gesamtwirtschaftlichen
Bewertungs- und Beurteilungsverfahren als Grundlage von Investitionsentscheidungen. Die „Standardisierte Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen im ÖPNV“ ist untrennbar mit dem
Namen Heimerl und dem Institut verbunden.
Auch im Luftverkehr setzte sich die Tradition des Instituts fort, jetzt mit land- und luftseitigen Verkehrsprognosen sowie mit Verfahren zur Festlegung von
Koordinierungseckwerten auf Basis von Terminal- und Anlagenkapazitäten.
Zwei neue Themen wurden von Heimerl aufgegriffen: Umweltwirkungen des Verkehrs und Informations- und Kommunikationssysteme. Das Thema Umwelt und Verkehr wurde in einer ersten Arbeit über die
Belästigungswirkungen durch Verkehrslärm an Straße und Schiene untersucht. In der Folge wurde Heimerl vom Bundesminister für Verkehr die Gesamtprojektleitung der für den
Schienenverkehr durchzuführenden Untersuchungen in der Vorbereitung eines Verkehrslärmschutzgesetzes übertragen. Mit den Informations- und Kommunikationssystemen im Verkehr griff
Heimerl 1982 die Entwicklung eines allgemein zugänglichen verkehrsträgerübergreifenden Informationssystems auf. Die meisten der heute existierenden Informationssysteme des öffentlichen
Verkehrs (hafas, efa) haben ihre Grundlagen und ihren Ursprung in den seinerzeitigen Arbeitskreisen und Diskussionsrunden.
Zwei nach ihm benannte "Heimerltrassen" zeigen die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis. Die direkte Erschließung des Universitätsgeländes
Vaihingen mit der S-Bahn (Betriebsaufnahme 1985) und die autobahnparallele Neubaustrecke Stuttgart – Ulm (Betriebsaufnahme vsl. 2022).
Die Forschungstätigkeiten wurden in 13 Berichten veröffentlicht.
Von 2002 bis zu seinem Tod blieb Heimerl dem VWI als wissenschaftlicher Beirat weiter verbunden. Gerhard Heimerl verstarb am 2. Juni 2021 in Stuttgart.
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