Für "klassische" RBL-Systeme stellen Umleitungsfahrten (bzw. generell alle Fahrten, die vom vorgegebenen Linienweg abweichen) eine Herausforderung dar, da diese nicht oder nur in Ausnahmefällen
definiert und im System hinterlegt sind. Aus Kostengründen sind nur wenige, sehr häufig gebrauchte Umwegfahrten als eigene Linienabschnitte definiert, vermessen und mit Baken (oder sonstigen
ortsfesten Einrichtungen) versehen. Nur auf diesen "Umweglinien" können die Fahrzeuge geortet und in der Leitstelle angezeigt werden. Verlässt ein Fahrzeug diese vordefinierten Routen, fällt es
aus der Ortung und ist für den Disponenten auf seinem realen Weg nicht mehr sichtbar. Für das Störungsmanagement ist es daher wichtig, einen Weg zu finden, der es ermöglicht, in der Disposition
ad hoc definierte Umleitungsfahrten nicht nur an das entsprechende Fahrzeug weiterzugeben, sondern anschließend auch die Einhaltung dieses Weges wieder in der RBL überwachen zu können. Um die
Disponenten in einer Leitstelle bei einer Störung besser unterstützen zu können, wurden in die GeoRBL neue innovative Dienste integriert.
Bei einer Störung ermittelt die GeoRBL selbstständig alle im Betrieb befindlichen Fahrzeuge, die von der Störung betroffenen sind und sortiert diese nach Priorität (kürzester zeitlicher Abstand
zur Störstelle). In dieser ermittelten Reihenfolge werden die Fahrzeuge über eine Geo-Oberfläche sequentiell an den Disponenten zur Bearbeitung weitergegeben. Auch einsetzende Fahrzeuge, die auf die
Störung zufahren, werden dabei berücksichtigt.
Den Disponenten steht eine kartenbasierte Geo-Oberfläche als Arbeitsgrundlage zur Verfügung. Auf dieser werden Linienverläufe angezeigt, können die Positionen aller Fahrzeuge verfolgt
und weitere Informationen (Kursverläufe, Verspätungen) eingeblendet werden. Im Störungsmanagement dient die Geo-Oberfläche auch als Dispositionssystem, mit dem der Disponent schnell
neue Umleitungsrouten für betroffene Fahrzeuge durch einfaches "Klicken" auf der Karte erstellt. Die Geo-Oberfläche wurde gemeinsam mit dem Institut für Anwendungen der Geodäsie im Bauwesen der
Universität Stuttgart (IAGB) entwickelt.
Die GeoRBL ist als lernendes System konzipiert. Alle behandelten Störungen werden mit Bezug auf den Ort des Auftretens einschließlich der erfolgten dispositiven Maßnahmen gespeichert.
Der dadurch wachsende Erfahrungsschatz wird zur Unterstützung des Disponenten eingesetzt. Bei einer neuen Störung wird geprüft, ob im selben Streckenabschnitt bereits früher eine Störung
vorlag. Ist dies der Fall, werden die seinerzeit gespeicherten Umleitungsrouten gesucht, aufbereitet und dem Disponenten als Vorschläge vorgelegt, so dass der Disponent nur noch auswählen und
bestätigen muss. Selbstverständlich können auch neue Vorschläge erarbeitet werden.
Die bevorstehende Kursänderung wird automatisch an die Fahrzeug-Bordrechner übermittelt und den Fahrern auf einer Art Navigationssystem angezeigt. Der Fahrer bestätigt die Ankündigung und erhält
dann die Angaben zur veränderten Fahrt. Damit entfällt für die Disponenten die zeitraubende Fahrer-Information über Sprechfunk.
Die Akzeptanz der Maßnahmen des Störfallmanagements ist in hohem Maße von der Information der Fahrgäste in den Fahrzeugen und an den Haltestellen abhängig. Da die GeoRBL beim Störungsmanagement
sehr genau über die getroffenen Maßnahmen informiert ist, ist sie in der Lage, fast alle Informationen und Meldungen für die Fahrgäste (Informationen über Verspätungen, Umleitungen, Störungen,
Umsteigemöglichkeiten oder Anschlusssicherung) selbst zu generieren und diese an die Anzeigemedien zu senden. Eine manuelle Eingabe durch den Disponenten ist dabei nicht erforderlich.
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